Als Alternative zum herkömmlichen Kindergarten wird der Waldkindergarten immer populärer. Anfangs noch häufig belächelt, gibt es heute in vielen Gegenden sogenannte Wald- und Naturkindergärten.
Ob der Waldkindergarten auch für Dein Kind das Richtige ist, erfährst Du hier.


Der erste deutsche Waldkindergarten entstand 1991 in Flensburg. Das ist vermutlich kein Zufall, denn die ursprüngliche Idee für dieses pädagogische Konzept der Kinderbetreuung stammt ursprünglich aus Skandinavien und ist über Dänemark zunächst im Norden Deutschlands angekommen.
Heute zählt der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten etwa 2.000 Waldkindergärten in Deutschland.

Das Konzept des Waldkindergartens

Ein Wald- oder Naturkindergarten ist ein ganz normaler Kindergarten. Hier wird gespielt und gelernt, gebastelt und getobt, gesungen und geschlafen. Der einzige Unterschied zum Regelkindergarten besteht darin, dass die Kinder im Waldkindergarten täglich mehrere Stunden draußen in der Natur und an der frischen Luft sind.

Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch zwei wesentliche Unterschiede zum Regelkindergarten:

  • Im Waldkindergarten gibt es kein klassisches Spielzeug. Gespielt wird mit dem, was die Natur hergibt.
    Die Spiele sind dann aber auch die gleichen: Ob Einkaufsladen, „Vater, Mutter, Kind“ oder Verstecken: Den Fantasien der Kinder sind keine Grenzen gesetzt.
  • Toilettengänge werden ebenfalls in der freien Natur verrichtet. Hierzu gibt es vereinbarte Plätze, die den Toilettenraum ersetzen. Große Geschäfte werden in der Erde vergraben.

Das Konzept des Waldkindergartens stellt die Förderung des natürlichen, kindlichen Bewegungsdrangs in den Vordergrund. Gerade Kinder mit Wahrnehmungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, sowie mit leichter bis mittelgradiger geistiger Behinderung finden im Wald einen guten Ort der Entwicklung. Aufenthalt an der frischen Luft stärkt die Abwehrkräfte und die Gesundheit der Kinder.

Durch das fehlende vorgesetzte Spielzeug sollen die Kinder Kreativität und Ideen-Reichtum beim Erfinden eigener Spiele und Herumtoben lernen. Die Kinder gewinnen Kraft, Ausdauer, Selbstvertrauen und Körperbeherrschung beim Rennen über den unebenen Waldboden, beim Klettern und Balancieren im Wald.

Draußen bei Wind und Wetter

Kinder und Erziehende sind zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter draußen in der Natur. Das sorgt neben eine, bewussten Erleben der Natur zu unterschiedlichen Zeiten vor allem für ein starkes Immunsystem: Untersuchungen zeigen, dass Waldkindergartenkinder seltener krank sind.

Krankheiten, die sich in geschlossenen, geheizten Räumen schnell weiterverbreiten, bleiben im Wald und an der frischen Luft häufig nur bei einzelnen Kindern. Während der Krankenstand in Regelkindergärten bei durchschnittlich 8% liegt, beträgt er in Waldkindergärten hingegen bei nur 2,8%. Das Spielen im Wald macht also gesund!

Arten von Waldkindergärten

Es gibt nicht DEN Waldkindergarten. Allen gemein ist der Aufenthalt an der frischen Luft. Die genaue Organisation unterscheidet sich jedoch von Einrichtung zu Einrichtung.

Während manche Kindergärten feste Gebäude haben, bei denen die täglichen Ausflüge in den Wald beginnen, haben andere Kindergärten ihren Treffpunkt direkt im Wald. Einzig ein Bauwagen, eine Schutzhütte oder ein kleiner Unterstand müssen dann als Schutz vor zu extremen Wetter reichen.

In jedem Fall wichtig ist jedoch die passende Kleidung für jedes Wetter.
Besonders im Winter ist warme, wasserabweisende Kleidung aus mehreren Schichten unbedingt notwendig. Besonders funktionale 3-in-1-Jacken für Kinder haben sich hier als besonders wertvoll erwiesen. Kleidung aus Wolle-Seide-Gemisch oder Wollwalk ist zwar teurer, dafür aber auch besonders langlebig und gesund.

Wie viel kostet die Betreuung im Waldkindergarten?

In der Regel kostet die Betreuung in einem Waldkindergarten so viel wie in einem Regelkindergarten und variiert von Kommune zu Kommune.

In vielen Bundesländern und Städten wird die Teilnahme am Kindergarten finanziell bezuschusst oder durch Gutscheinsysteme (wie dem in Hamburg) vergünstigt. Diese Bezuschussung gilt dann selbstverständlich auch für den Waldkindergarten.

Informiere Dich einfach vorab über die entstehenden Betreuungskosten.

Übrigens: Die Betreuungskosten kannst Du von der Steuer absetzen! Das gilt ebenfalls für die Betreuung im Waldkindergarten.

Waldkindergarten finden und auswählen

Grundsätzlich gilt: Schau Dir den Kindergarten einmal an, bevor Du Dein Kind dort anmeldest. – Das gilt für den Regelkindergarten gleichermaßen wie auch für den Wald- oder Naturkindergarten.
Du solltest unbedingt ein positives Bauchgefühl zur Einrichtung selbst, den Erziehenden und dem pädagogischen Konzept entwickelt.

Eine Übersicht der meisten Wald- und Naturkindergärten findest Du beim Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland.
Darüber hinaus gilt es zahlreiche Waldkindergärten, die diesem Verband nicht angeschlossen sind. Am einfachsten ist hier eine Internetsuche (z. B. bei Google) nach dem Stichwort „Waldkindergarten in“ und dann Deine Region.

Erfahrungsberichte

Hast Du bereits Erfahrungen mit der Betreuung Deines Kindes in einem Waldkindergarten gemacht? Dann freuen wir uns auf Deinen Erfahrungsbericht in den Kommentaren!

Darüber hinaus findest Du Berichte auch hier:

Bild: Vitolda Klein

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